Aphorismen und Epigramme

S c h a n d e. -  Bedenke, wenn du irgendwo in der Natur sitzt, wie viele Lebensformen du sofort siehst: Hunde, Eidechsen, Ameisen, Bienen, du hörst Vögel und siehst Katzen, Pferde, Schafe und Menschen.
Bedenke nun, dass jede Lebensform, jede Gruppe die Welt anders sieht, wahrnimmt, wertet, organisiert und zum Gesamtwesen der Welt seinen Beitrag leistet.
Bedenke zum Schluss die Rolle des Menschen im gesamten Naturgeschehen und du wirst Schreckliches feststellen, wirst vor Scham und Schreck die Augen niederschlagen.


M o n t a g. -  Montag, der Wochenbeginn, der Start in eine neue Woche des organisierten Massenmordes. Montagmorgen beginnen die Transporte zu rollen, werden die Messer geschliffen, die Knochensägen rotieren, Montagmorgen beginnt das routinierte Grauen von Neuem, Montagmorgen beginnt die Fütterung der Massenmenschen in den Städten, auf dem Land, die Fütterung mit Qualfleisch, mit massenhaft hingerichteten unschuldigen Wesen für einen kurzen Gaumenkitzel, der abends dann wieder kollektiv ausgeschissen wird. Montagmorgen, Dienstagmorgen, Mittwochmorgen, Donnerstagmorgen, Freitagmorgen ist Hiroshima und Nagasaki und Treblinka und Cannae und Waterloo in den Schlachthäusern für die Tiere, in einer Größenordnung, die jede Vorstellungskraft sprengt, jedes Mitgefühl in Blut und Gleichgültigkeit erstickt.
Montagmorgen steht mein Herz still, mein Verstand blockiert, wenn ich an dieses Geschehen, an dieses unvorstellbare Verbrechen denke, Montagmorgen riecht nach Selbstmord, Montagmorgen bedarf es des größten Mutes und Standhaftigkeit, die Hoffnungslosigkeit, die Sinnlosigkeit des Lebens zu erdulden, zu ertragen.


Ü b e r t r a g u n g. -  Ketzereien über Gott von Günther Anders etwas verändert:
Wenn es ihn gibt, dann ist er einer, der die Massentierqual, der die Schlachthäuser nicht verhindert. Er ist also einer, der - die Hände im Schoß - diese Ereignisse zulässt?
Er ist also einer, der einer einzigen Spezies seine ganze Schöpfung zum Frass, zur Vernichtung vorwirft?
Ist ein solcher Gott ein gerechter Gott? Ein liebender Gott? Ein barmherziger Gott? Einer, zu dem wir beten dürfen, ohne uns zu entwürdigen? Einer, den wir anbeten dürfen, ohne uns zu schämen?
Findet ihr nicht, dann schon besser kein Gott, als ein bluttriefendes Monster?
Empört euch nicht die Würdelosigkeit derer, die einem, der dies zulässt, sich noch im Gebet nähern, ihn noch als liebenden Gott umlügen?


G e r e c h t i g k e i t. -  Als Atheist habe ich keine Hoffnung auf eine ausgleichende Gerechtigkeit gegenüber den Tieren nach dem Tod. Als gläubiger Christ aber wüsste ich sicher, dass die Seelen der Tiermörder im Jenseits im Blut der ermordeten Tiere gekocht werden!


S i n n  d e s  L e b e n s. -  Auf dem regennassen Weg laufe ich zwischen zerfetzten, zuckenden, zerrissenen Leibern, zwischen sterbenden, toten, lebenden Würmern.
Überall ist Krieg, überall ist Tod, überall ist Leid.
Wir töten und verletzen in Unschuld mit dem Fuß, mit dem Auto, durch unsere Existenz. Wir registrieren nicht einmal die Spur der Vernichtung, die Spur des Schmerzes, die wir ziehen.
Wir sind Bestandteil der Todesmaschinerie dieser Welt – unser Fortschreiten gebiert Tod und Schmerz und Leid.
Alles Leben folgt einer Hierarchie des Tötens, einer Hierarchie der Vernichtung, einem endlosen Strom der Sinnlosigkeit – immer wieder gespeist aus der Quelle neuen Lebens. Ein Kreislauf des Irrsinns, ein Kreislauf der Vernichtung, ein Kreislauf ohne Ziel, scheinbar geschaffen, Leid, Schmerz, Angst zu erhalten…. als der große Un-Sinn des Lebens.


A m  S t r a n d . -  Am Strand lagen wir nebeneinander, schauten uns in die Augen, tief, vertrauensvoll und mir wurde wieder bewusst – stark wie noch nie – dass wir Eins sind, ein Leben atmen, ein Lebenshauch uns verbindet.
Nur der Zufall hat mich zum Menschen, Bea zum Hund werden lassen! Wir wussten beide genau, es hätte auch umgekehrt sein können!


P e r p e t u u m   m o b i l e. -  Überall ist Krieg, überall ist Angst, Leid, Schmerz,
einsamer Untergang, qualvoller Tod.
Hörst Du den Schuss in den Bergen? - Er tötet ein unschuldiges, prachtvolles Tier.
Ahnst Du in der Ferne die Stadt? - Das Blut fließt in Strömen auf den Schlachthöfen, die Angst der Tiere ist bis hierher fühlbar.
Siehst Du die Häuser in der Ebene? - Die Verzweiflung, das Leid, einsames Sterben ist in vielen zu Gast.
Das Perpetuum mobile des Grauens zieht jedes Leben in sein Räderwerk!


W ü r d e. -  Es gibt nicht die Würde des Menschen – es gibt nur die Würde aller Lebewesen, die Würde des Lebens.


T y r a n n. -  Die wesensmäßige Niedrigkeit des Menschen zeigt sich darin, dass er gerade die wehrlosesten Mitgeschöpfe – die Tiere – ausbeutet, versklavt und bestialisch tötet.


H e u c h l e r. -  Der alte Jäger trauert um seinen toten Hund. So hat auch die Natur über jedes von ihm ermordete Tier getrauert.


P a r a d i e s. -  Wenn eine Tierseele im Paradies eine Menschenseele trifft, muss sich die Menschenseele sehr tief vor der Tierseele verbeugen und um Verzeihung bitten.

S e l b s t m o r d . -  Jedes System, das in einer endlichen Umgebung nur bei Wachstum stabil arbeitet, produziert auf Dauer eine Blase, die – vergleichbar dem Luftballon – bei einem unbekannten Schwellenwert platzt und in einen chaotischen Prozess übergeht. Partielle Systeme, wie Finanzsysteme, Autoproduktionen etc., stabilisieren sich nach dem Zusammenbruch möglicherweise wieder auf niedrigem Niveau. 
Aus dem System des ungebremsten Bevölkerungswachstums resultiert allerdings der künftige Massenmord an der Menschheit, der kollektive Selbstmord dieser Spezies.

J a g d k u l t u r. -  Wir kennen verschiedenste Ausprägungen des Kulturbegriffes. Kultur im Allgemeinen bezeichnet all das, was vom Menschen selbst hervorgebracht wird sowie geistige Konstrukte, wie Recht, Moral, Religion, Ethik etc.
Der Begriff  Kultur beinhaltet darüber hinaus nicht nur deskriptive, also beschreibende Komponenten, sondern auch normative Bestandteile. Normative Bestandteile umfassen  Hinweise, wie oder was etwas sein soll, Zielvorstellungen einer wünschenswerten Situation, Zielvorstellungen eines erstrebenswerten Zustandes, also beispielsweise Gewaltfreiheit.
Gewalt als erstrebenswerter Zustand würde demnach als  Kultur der Gewalt zu bezeichnen sein, im allgemeinen Sprachverständnis eine ins Negative gerichtete Umkehrung des Begriffs bedeuten,  also eine Un-Kultur, eine Nicht-Kultur beschreiben.
Völlig persifliert, sarkastisch verdreht und missbraucht würde demnach der Kulturbegriff im Zusammenhang mit Mord, Abschlachten, Töten, Massenvernichtung. Das Abendland hat es bislang auch streng vermieden, von einer Kultur der Erschiessungskommandos, der Henker, der Heckenschützen, der Täuscher und Heimtücker zu sprechen - bis auf eine Ausnahme: man spricht gelegentlich von Jagdkultur.
Jagdkultur ist aber nach Vorstehendem ein Widerspruch in sich, eine logische Unmöglichkeit, eine Perversion der sprachlichen Vernunft. Jagdkultur ist die Un-Kultur, die Nicht-Kultur par excellence. Jagd, mit seinen Hauptkomponenten Töten, gemeinschaftlich aus Freizeitvergnügen Tiere hinzurichten, ahnungs- und arglosen Wildtieren heimtückisch aufzulauern, kann folglich mit Kultur weniger in Einklang stehen, als Feuer mit Wasser, als Tag mit Nacht.
Solange sich noch kein Protagonist von Abartigkeiten dazu versteigt, von einer Kultur der Scharfrichter, der Kopfschlächter, der Robbenmörder u.ä. zu sprechen, solange muss das Wort  Jagd in Verbindung mit dem Wort Kultur mit dem Bann, dem Anathema der Verachtung belegt sein; Jagdkultur bedeutet letztendlich die Exkommunikation aus dem Kreis jeglicher ethischen Kultur und kann allenfalls als Synonym und zur Verdeutlichung einer verabscheuungswürdigen Sub-Kultur herangezogen werden.

H e l d. – Ein Held wurde gestern geboren, ein einmaliger, beeindruckender Held, der durch Tapferkeit, dem Willen zur Freiheit ein bleibendes Monument der Lebenskraft schuf. Er war ein großartiger Kämpfer gegen Knechtschaft und Sklaverei, ein Vorbild, das den Kampf um seine Würde, die Verteidigung seines einmaligen und einzigartigen Lebens  mit dem Tod büßte. Aufrecht kämpfend verlor er sein Leben, erlag der Übermacht, aber seinen Freiheitsgeist, seinen Willen zur Unabhängigkeit konnte niemand brechen.
Frei von jeder Schuld wurde er verurteilt und gnadenlos  dem johlenden Pöbel zur Belustigung übergeben, einem Mob, der in seiner Beschränktheit seine Einmaligkeit, Würde, Kraft und Schönheit nicht einmal erahnen konnte. Angehörige dieses Pöbels versteinern vor Schreck, erzittern vor Angst, stehen sie diesem Giganten Auge in Auge gegenüber, wenn sie nicht durch eine schützende Gefängnismauer von ihm getrennt sind.
Behalten wir ihn so in Erinnerung, wie er für die Freiheit starb, gedenken wir seiner in tiefer Trauer und richten uns in unserer Verzagtheit an seiner Willensgröße auf. Möge er allen freiheitsliebenden Wesen ein ewiges Vorbild bleiben, wie er in auswegloser Lage verzweifelt gegen seine Peiniger
kämpfte – der wunderbare Stier, der gestern aus einer Arena auf die Zuschauerränge des Pöbels sprang und dort als Held ermordet wurde.


S u p e r m a r k t. -  In der Kleinstadt wird noch ein vierter Supermarkt gebaut, genauso überflüssig wie schon der Dritte. Gemeinderat und ökologische Vernunft sind unvereinbare Begriffe in diesem Städtchen, hingegen harmoniert Gemeinderat mit kleinbürgerlichem Geltungswahn perfekt.
Für den Supermarkt wird ein Baugelände erschlossen, das seit Anbeginn der Zeit der Natur gehörte. Brombeerhecken boten Kaninchen und Vögeln Schutz, wilde Blumen erfreuten den Spaziergänger und dienten Bienen und Schmetterlingen als Nahrung.
Eines Morgens ist alles vorbei. Bagger planieren das Gelände, statt Gräser wächst der Supermarkt jetzt in den trüben Himmel. Kaninchen, Vögel, Bienen und Schmetterlinge sind vertrieben, Blumen und Büsche sind vernichtet- der Tod hat sich ausgebreitet, zahlreiche Lebenswelten sind spurlos verschwunden und für immer vertrieben.
Könnte man noch über ökologische Dummheit und ökonomische Unkenntnis kopfschüttelnd  hinwegsehen, treibt den Denker ein anderer Umstand in die Revolte.
Der Umstand nämlich, dass für einen vermeintlich momentanen Vorteil nur begrenzt vorhandene Natur unwiederbringlich zerstört wird, der Umstand, dass derartige Gimpel nicht nur heutiges Leben vernichten, sondern selbst ihren Kindern Lebensraum vorenthalten und der Umstand, dass diesen Denkzwergen sogar das geringste Gespür für ihr schändliches Tun fehlt. Sie fühlen sich in ihrer Beschränktheit großartig, sind voller Stolz auf das Vollbrachte und merken nicht, dass sie Totengräber künftigen Lebens sind; aus der Selbstzufriedenheit und Froschperspektive der Biedermänner dieser Welt wachsen die Metastasen des Untergangkarzinoms.

A u s g l e i c h. -  Während seiner irdischen Existenz verschlingt und vernichtet der Mensch tausende von Tiere. Er isst sie, verdaut sie, aber er verliert den Kampf um den letzten Bissen. Der letzte Bissen gehört den Würmern, wenn sie dereinst durch den Menschenkadaver kriechen und ihn bis auf die Knochen abnagen.

K l e i n t i e r e. -  Die Kinder sind größer geworden, die Besitzer haben das Interesse verloren und das einstige Spielobjekt wird skrupellos entsorgt. Man hatte es damals wie eine Stoffpuppe zum Spiel gekauft, hat das Tier ausgenutzt, in Isolationshaft gehalten, sein einmaliges und wertvolles Leben für eine Laune zerstört, man hat ihm all das angetan, was für einen selbst als das Unvorstellbare schlechthin gilt. Der Hamster, die Ratte, das Frettchen, der Zwerghase werden ins Tierheim entsorgt, das Gewissen ist beruhigt.  Aber Lebenswille und Hoffnung bleibt selbst dem kleinen Nager erhalten, auch wenn sein Leben an absurdeste  Bedingungen geknüpft ist. Das Tier - unfähig zum Freitod - hat die einzige Aussicht, für seinen Lebensrest auf eins der seltenen Menschenwesen zu treffen, das ihm zu einer artgerechten Restexistenz verhilft. Ansonsten muss es auf dem Leidensweg des Lebens – wie bisher - weiter wandern; der Fluch der Geburt ist sein engster Begleiter.

E m p ö r u n g. - In A modest proposal macht  Jonathan Swift vor rund 200 Jahren den Vorschlag, Kinder, die in Irland nicht ernährt werden können, als Speise für reiche Engländer zu verkaufen. Er führt genauer aus, in welchem Alter und mit welcher Zubereitungsart die Kinder köstlich munden würden.
Um das Empörende des Vorschlags in Grenzen zu halten, sprach man von Satire.
Hat man eigentlich das Schizophrene dieser Satirenzuordnung nicht bemerkt, hat man nicht tiefer nachgedacht und gesehen, mit welch eisiger Gefühllosigkeit und Selbstverständlichkeit man nicht-menschlichem Leben abfordert, was für menschliches Leben nur als Satire gedacht werden darf? War der Gedanke der Gleichwertigkeit allen Lebens noch nicht geboren, war man der Meinung dass die Kuhmütter ihre Kinder gern als Speise zubereitet sehen oder meinte man wirklich, speziell im katholischen Irland, dem Irr-Land, als Mensch die Krone des Lebens zu sein? Aber die anthropozentrischen und animalischen Unterschiede beginnen bereits zu verschwimmen. Wohlhabende lassen sich in Entwicklungsländern von Leihmüttern eigene Kinder produzieren und Reiche kaufen von Armen fürs eigene Überleben Organe – der Tag, an dem aus der Satire von Swift Realität wird, dämmert bereits herauf.


K o n t i n u u m . - Zwischen Tieren und Menschen gibt es im Verlauf der Evolution eine biologische Kontinuität und führt zu großen Ähnlichkeiten unter den Lebewesen.
Das Leben hat sich kontinuierlich entwickelt und die Merkmale der Lebewesen variieren daher in wohldefinierten Bandbreiten, weshalb auch die üblichen Alles-oder-Nichts-Zuschreibungen der Art, nur Menschen hätten diese oder jene Fähigkeiten, in aller Regel völlig unsinnig sind.


Z a h l e n . -  Die Tageszeitung berichtet, dass alle fünf Sekunden weltweit ein Kind stirbt.
Bleibt als Ergänzung noch anzumerken, dass jede Sekunde 1000 Tiere für die Menschen ermordet werden.


Z w e i Se i t e n . - Die Lebenswelt ist in zwei Teile gespalten: die helle Seite der Welt und die dunkle Seite der Welt.
Auf der hellen Seite bemühen sich alle Menschen um die Banalitäten ihres Wohlstandes und Wohlergehens.
Auf der dunklen Seite der Welt kämpfen Tiere u n d Menschen um Existenzielles, nämlich um ihr Leben.
Auf der hellen Seite fließt Champagner, auf der dunklen Seite Blut.
Auf der hellen Seite ist fröhliche Überheblichkeit, auf der dunklen Seite Angst, Schrecken und Qual.
Aber Angst, Schrecken und Qual der dunklen Seite erreichen irgendwann auch jene auf der hellen Seite – spätestens dann, wenn das Leben zu Ende geht, so dass die dunkle Seite alle Lebewesen frisst, sie gleich macht und sie in der Unendlichkeit des Nichts verschwinden lässt. Die einzige und endgültige Gerechtigkeit des Lebens!


A r t e n s t e r b e n . -  Tierarten sterben mit rasender Geschwindigkeit aus, Pflanzenarten sterben mit rasender Geschwindigkeit aus. Die Menschheit wächst mit rasender Geschwindigkeit und frisst sich in den Raum der ausgestorbenen Arten.
Aber wer vermisst überhaupt ausgestorbene, vernichtete Arten?
Arten, von denen uns unsere philosophische Überzeugung doch lehrt, dass all das, was nicht existiert, auch nicht leiden kann.
Nur das Erinnerungsvermögen des Menschen, das sich beim Blättern in den Büchern der Historie auf vergangene Vielfalt besinnt, denkt an vernichtete Arten zurück – aber emotionslos, sowenig wie das Fehlen der Saurier heute bedauert wird. Man ist soweit im Denken, im Fühlen und Empfinden verkommen, dass die eigene Art als ausreichende Vielfalt genommen wird.
Was wird in Zukunft sein?
Die Menschheit wird in kurzer Zeit sich selber allein auf einer zementierten Erde gegenüberstehen und alle Gnadenlosigkeit und Brutalität am eigenen Leib erleben, nämlich die gleiche Brutalität, mit der die Vielfalt des Lebens der Hybris der menschlichen Dummheit geopfert wurde.
Die Natur hat sich aber in Wartestellung zurückgezogen und beobachtet mit kosmischem Gelächter den Untergang einer Mörderspezies, die eigene Versklavung der Krone der Idiotie.
Der Mensch als Witz der Evolution, als schlechte Komödie auf der Bühne des Universums – so wird es im Feuilleton der Götter zu lesen sein.


M i ß g l ü c k t. -  Die größte Lüge: Der Mensch ist die Krone der Schöpfung.
Er ist vielmehr das Wesen, das der Natur am wenigsten geglückt ist.

A n n a h m e. -  Meint ihr, dass die Tiere auch glauben, dass ihre Seele vergänglich, die Seele der Menschen aber von ewiger Dauer ist?


M e i n  H u n d. -  Warum braucht mein Hund keinen Gott, keinen Glauben, keine Kirchen?
Er ist den Göttern näher, als es der Mensch je sein wird!


Z w e i  B e i n e. -  Nur weil ihr zufällig von der Natur so geboren wurdet, dass ihr auf zwei Beinen lauft, habt ihr mehr Würde, mehr Rechte, mehr Daseinsberechtigung als die restliche lebende Natur?
Wer das glaubt, der ist krank im Geist!


S i e g  d e r  T i e r e. –   Wenn der letzte Mensch gestorben ist, werden die Bakterien auf seiner Leiche tanzen.


D e f i n i t i o n. -  Die Entartung des Instinkts nennt man beim Menschen Vernunft.


T o d e s z e i t p u n k t. -  In der Morgendämmerung hatte ich diesen Gedanken: das ist die Stunde, in der man Menschen hinrichtete – Tiere ermordet man zu jeder Tageszeit!


D e r  B l i n d e. -  Schau Deinem Hund in die Augen. Meinst Du zu wissen, wie er sein Leben sieht, fühlt, seine eigene Existenz wahrnimmt?
Nur eine überhebliche Meinung hierzu hast Du, Du anmaßender Blinder! Welch Wahn, menschliche Denkgewohnheiten auf andere Lebensformen zu übertragen.


F r e u d e. -  Als Tierfreund bin ich manchmal froh, dass manche Menschen Kinder und keine Hunde haben.


F e s t s t e l l u n g . -  Ein Jäger, der ein frei lebendes Wildtier tötet, ein Metzger, der ein gesundes Tier von der Weide schlachtet, ist zweifellos ein Tiermörder.
Ein Mensch, der abseits der Notwehr einen Menschen tötet, ist unstrittig ein Menschenmörder.
Wir registrieren und erahnen also menschliche Kreaturen, die sich aus der Ehrfurcht vor dem Leben davongestohlen haben, Kreaturen, denen die gesamte Verachtung der ethisch–moralisch Empfindenden gilt, gelten sollte, die aber der Zustimmung des blutgierigen Pöbels gewiss sind und dort ihre geistige Heimat haben.
Folgerung: die Unvereinbarkeit zwischen der umfassenden Lebensethik weniger Denker und der Masse Mensch, die entsetzliche Wirkungslosigkeit ethischer Empfindungen!


J a g d p h i l o s o p h i e. -   Ich töte, also bin ich. Descartes pervertiert.


T h e r a p i e. -  Jäger ist weniger die Bezeichnung einer Tätigkeit, sondern eine Diagnose mit einer Grundeigenschaft: Jäger sind selbst die Krankheit, für deren Therapie sie sich halten. Und was ist von ihren therapeutischen Fähigkeiten zu halten? Nichts und noch nicht einmal das!

N i c h t w i s s e n. -  Ich weiß es nicht und kann nicht sagen, ob meine Überlegung stimmt, aber ich glaube, dass die Tiere nicht um das schauerliche Elend ihrer Artgenossen in der Welt wissen. Dieses Nichtwissen ist die größte Gnade, die ihnen die Natur gewähren konnte, ihnen, die sie zum Selbstmord aus Verzweiflung doch nicht fähig sind.


G e s p r ä c h. -  Es ist grundsätzlich der gleiche Ablauf, gehorcht doch jedes Gespräch über Tiermissbrauch mit einem beliebigen Fleischesser folgendem Schema:
Er bekennt zunächst, dass auch er großer Tierfreund sei, dass er kaum Fleisch esse und wenn er welches esse, dann nur Biofleisch und dass das, was mit den Tieren geschehe, wirklich schrecklich sei. Insistiert man weiter, warum er Tiertötungen - trotz seines Wissens um deren moralische Verwerflichkeit - nicht persönlich entgegentrete, nehmen seine rhetorischen Windungen meist clowneske Züge an. Das Gespräch endet gewöhnlich damit, dass unser Gegenüber uns durch sein Schweigen niederbrüllt, das Thema wechseln will und sich bei nächster Gelegenheit schneller zurückzieht, wie seine Finger von einer heißen Herdplatte. Wir haben nicht den Mund für seine Ohren, für seinen Verstand.
Das Gesprächsergebnis ist, wie das Gespräch selbst, von stereotyper Regelmäßigkeit. Unser Gegenüber hat nicht bemerkt, wie er in den tiefen Abgrund zwischen seinen Worten und Taten gestürzt ist, wie er sich in seiner intellektueller Redlichkeit erniedrigt hat, er weiß hingegen aber sicher, dass er richtig handelt und uns zürnen muss.


T r ä n e n. -  Tiere weinen nur trockene Tränen. Aber sie weinen die Vergeblichsten, die Ungehörtesten, die Verzweifeltsten.


K u h. -  Die schwarz-weiße Kuh grast zufrieden auf der blumenübersäten Wiese. Ein Bild des Friedens.
Sie weiß noch nicht, dass man sie eines Tages an einen Ort bringen wird, wo man sie an den Hinterbeinen hochzieht, nachdem man ihr die Kehle durchschnitten hat und ihr Blut über die Fliesen rinnt.
Die Schönheit, das kurze Glück mancher Momente täuscht über die Grausamkeit des Lebens – beim Tier wie beim Mensch.


S e n n e r. -  Wie kann solch eine Verlogenheit, solch eine Heuchelei in einem Menschen existieren, ohne ihn gewissensmäßig zu vernichten?
Der Senner ruft seine Kuh mit Namen, ruft sie Lina, sie reagiert, kommt vertrauensvoll zu ihm, lässt sich das Fell von ihm bürsten, folgt ihm.
Es ist der gleiche Senner, der später mit seinen Lina-Rufen das Tier auf den Viehtransporter lockt, auf den Transporter zur Todesfahrt. Es ist der gleiche Senner, der die ahnungslose, die arglose Lina täuscht und hintergeht. Skrupellos nützt er das Vertrauen des Tieres aus, skrupellos missbraucht er die Bindung des Tieres an ihn, skrupellos wandelt er die bisherige Zuwendung von einer Minute auf die andere in ihre existentielle Vernichtung.
Er merkt es nicht, er fühlt es nicht und wenn er es verstehen könnte, würde er es nicht glauben, dass er ein Verräter, ein blutiger Henker ist – ein Judas der Natur, die Dornenkrone der Schöpfung, eine Missgeburt der Evolution.


N u t z t i e r e. -  Als die Tiere gehört hatten, dass der Mensch einigen von ihnen die Bezeichnung Nutztiere gegeben hatte, kamen sie zusammen und überlegten, ob es umgekehrt auch den Nutzmenschen gäbe. Sie diskutierten sehr lange, fanden aber für Nutzmensch  keine geeignete Beschreibung, fanden keinen Nutzen am Menschen für die Natur und einigten sich schließlich auf den Begriff  unnützer oder nutzloser Mensch -  als Symbol für d a s Nutzloseste schlechthin.


S o g e n a n n t e. -  Sogenannte Demokraten, sogenannte Naturschützer, sogenannte Gläubige. Die Liste der Sogenannten ist lang, beliebig erweiterbar. Sogenannte sind personae non gratae für Menschen, die sich nicht zu den Sogenannten zählen, sondern sich zu den Aufrechten, zu den Inhabern der Weisheit und Wahrheit, für die Vertreter der rechten, der echten, der unangreifbaren und nicht hinterfragbaren Lehre rechnen. Sie schauen mit den Augen der Überheblichkeit vom Berg ihrer Besserwisserei auf die Sogenannten, auf die armen Verirrten, auf die bemitleidenswerten Unkundigen. Sogenannte haben nie recht, reden unkundig, gar dumm daher, bedürfen der Aufklärung und Unterweisung durch die Nichtsogenannten.
Nichtsogenannte wissen kraft höherer Weisheit alles genau, unzweifelhaft, ihr Tun ist über jeden Zweifel erhaben, ihr Handeln ist das einzig seligmachende, der Königsweg zum Ziel, ist der Wegweiser für die Sogenannten. Sogenannt ist für die Aufrechten, die Vertreter des kleinen Geistes, eine Formel, um offen zu diskriminieren; will man die Sogenannten im Rahmen eines beschränkten Ausdruckvermögens noch schärfer diskreditieren, greift man zu Anführungszeichen, von denen das folgende Wort flankiert wird, beispielsweise sogenannte Naturfreunde.
Sogenannte repräsentieren die Unterschicht im jeweiligen Thema, Nichtsogenannte vertreten die Aristokratie der Erkenntnis oder aber – von einem neutralen Standpunkt aus betrachtet – sind Nichtsogenannte  kleinkarierte Hohlköpfe, die im Sumpf ihrer Hybris strampeln und vor lauter Geifer und Selbstzufriedenheit nicht gelernt haben, sich zu artikulieren.


W u t. -  Nach dem Wissen um das Geschehen auf Schlachthöfen besteht mein Nihilismus, meine Religionsverachtung, nicht mehr allein aus der Leugnung jedweden Gottes, sondern noch aus der Wut und Empörung über die Würdelosigkeit und Verlogenheit derjenigen, die einen Gott der Barmherzigkeit anbeten, der solche Mordfabriken zulässt.


D e f i n i t i o n . -  Jagdschutz, an vielen grünen Autos zu lesen, was heißt das eigentlich? Schutz der Jagd – genetivus subjektivus oder Schutz vor der Jagd – genetivus objektivus?
Bei Schutz der Jagd werden also die bewaffneten Männer und Frauen bei Ausübung ihrer blutigen Tätigkeit von anderen, wahrscheinlich noch stärker bewaffneten Flintenmännern, geschützt, damit ... Ja, damit was? Das Spektrum ist breit. Damit beispielsweise keine Rehe die grünen Männchen anknabbern, oder damit keine Tierschützer vor die Flinte der Naturschützer laufen, oder damit kein wildernder Idefix die Wildschweinrotte auffrisst oder damit kein Sonntagsjäger einen Schürzenjäger erschießt?
Der Gründe gibt es viele, der Begründungen wenige.
Bei Schutz vor der Jagd ein vergleichbares Bild. Werden die Wildtiere vor marodierenden, bewaffneten Mitmenschen geschützt oder die Mitmenschen vor den enthemmten Treibjagdfreunden?
Oder wird die Natur vor Jägern geschützt, damit die verbleibenden Tierarten erst in fünf Jahren ausgerottet werden?
Oder werden segnende Hubertuspfaffen für die nächste Blutandacht geschützt, wenn sie beim Spaziergang auf ethisch denkende Menschen treffen?
Aber es ist - wie so vieles beim organisierten und staatlich gewünschten Mordspass unsere Jägermeister – ein dunkles Geheimnis, quasi ein Mysterium, dass sich erst dem unkritischen Menschen erschließt, dem Menschen, der Ethik für das lateinische Wort für Saumagen hält.
Übrigens gibt es neben Jagdschutz auch das ähnlich klingende Wort Jagdschmutz, das aber einer eigenen Analyse bedarf.


F l e i s c h f r e s s e r . - Der normale Fleischfresser stellt de facto eine wandelnde Tierleichenhalle, eine Kadaververdauungsmaschinerie dar. Ob er sich dieser Ungeheuerlichkeit bewusst ist?
Ich glaube, es ist ihm egal, ersetzt ihm doch Bratenduft sein Mitgefühl.


F u r c h t . - Die Tiere müssen die Menschen mehr fürchten als umgekehrt, sterben doch die meisten Tiere durch Menschenhand, die wenigsten Menschen aber durch Angriffe von Tieren.


J ä g e r . -  Neben der Freude am Schusswaffengebrauch im Wald und neben der pathologisch reduzierten Hemmschwelle, Tierleben zu vernichten, hat der Jäger oft auch einen exquisiten Geschmack – liebt er es doch, mit Tierleichenköpfen sein Wohnzimmer zu schmücken.
Ähnliches Verhalten ist aus der Geschichte von Kannibalen bekannt und von antiken Völkern, welche die abgeschlagenen Köpfe der Gegner stolz auf dem Markt präsentierten.


M o d e f a r b e . -  Die Modefarbe der neuen Jagdsaison heißt: Tiermordgrün.


W a h l m ö g l i c h k e i t . -  Der Löwe hat nicht die Wahlmöglichkeit, ob er Fleisch frisst oder sich vegetarisch ernährt.
Anders der Mensch; er hat die moralische Wahlmöglichkeit. Entscheidet er sich für Fleisch, entscheidet er sich für Tiermord.
Erst das Fressen, dann die Moral sagte Bert Brecht, was bedeutet, dass der Fleischfresser sich für die Moral des Tötens entschieden hat.
Der Befürworter des Tötens ist übrigens dein Nachbar!


F l i e g e n . -  Tierschützer sind wie Fliegen am Misthaufen der Tierindustrie. Man findet sie lästig, verscheucht sie, aber sie kommen wieder. Trotzdem richten sie nichts aus, da der Bagger, der den Misthaufen beseitigen kann, von Behörden gesteuert wird, die vom Tierelend profitieren.


A u s s i c h t s l o s . -  Tierschutz ist fast ausschließlich ein Kampf gegen die menschliche Dummheit, Trägheit und Ignoranz.
Ganz aussichtslos wird der Kampf, sobald die Geldströme der Tiermörder die Füße des Staates umspülen.

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