Brief zu Hubertusmessen

Sehr geehrter Herren Pfarrer,
 
seien Sie sich darüber im Klaren: Nur ein Mensch der dazu bereit ist, viel Liebe zu geben, wenden sich auch die Tiere zu; selbst die Blumen scheinen ihm zu folgen, wenn er an ihnen vorübergeht, sie scheinen seine Liebe zu erkennen und zu erwidern. Liebe kann sich ausdehnen, sie vermag sogar das ganze Universum zu umfassen. Liebe versetzt Berge, selbige kann sogar heilen."
Darum : "Tun Sie und Ihre Kollegen das einzig Notwendige, dann das Ihnen durchaus Mögliche, und plötzlich schaffen Sie und Ihre Kollegen sogar das Unmögliche...

Im Übrigen: Auf diesem Weg ergreife ich Partei und gebe den gefolterten Tieren als persönlich Betroffene meine Stimme: Ignoranz hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten. Menschen die gewöhnt sind, das Leben anderer Lebewesen als wertlos zu erachten, laufen Gefahr, schließlich auch das (eigene -) menschliche Leben als wertlos anzusehen. Ergo: Für jede Grausamkeit, die begangen / insbesondere durch die Politik und Amtskirche zugelassen wird, sind nicht nur die verantwortlich, die sie begehen, sondern auch die, die sie nicht verhindern. Der wahrhaft ethische Mensch nimmt sich nämlich die Zeit, einem Insekt, das in einen Tümpel gefallen ist, ein Blatt oder einen Halm zur Rettung hinzuhalten. Und er fürchtet sich nicht davor, als sentimental belächelt zu werden.
Es mag der Tag kommen, an dem der Mensch begreift, dass die Anzahl der Extremitäten, die Hautfarbe, das Geschlecht oder das Ende des os sacrum ( http://de.wikipedia.org/wiki/Os_sacrum ) genauso ungenügende Argumente sind, um ein empfindungsfähiges Wesen dem gleichen Schicksal zu überlassen. Warum soll sonst die unüberwindbare Grenze ausgerechnet hier liegen?! Ist es die vermeintliche Fähigkeit zu denken, oder vielleicht die vermeintliche Fähigkeit zu reden? Aber ein beispielsweise ausgewachsenes Pferd oder ein Hund sind unvergleichlich vernünftigere sowie mitteilsamere Tiere, als ein ein Tag, eine Woche, oder gar ein Monat alter Säugling.

Aber angenommen dies wäre nicht so, was würde das ausmachen bzw. ändern? Die Frage ist doch nicht: 'Können Tiere denken?' oder 'Können Tiere reden?', sondern, Können Tiere leiden?'.
Warum soll das Gesetz es daher ablehnen, empfindungsfähige Wesen zu schützen? Ich bin mir ganz sicher: Die Zeit wird kommen in der die Menschheit ihren schützenden Mantel über alles was atmet erweitert...

... Wenn es um dich Mensch geht, benutze deinen Kopf; wenn es um Schutzbedürftige (Pflanzen, Tiere, Kinder, Alte, Behinderte, Kranke, sozial Schwache, Arbeitslose oder Obdachlose!) geht, folge ausschließlich deinem Herzen!
Niemals sollten Menschen sich so weit vergessen, um die lebenden Wesen zu behandeln wie alte Schuhe und abgenützte tote Geräte, die sie völlig übersättigt fortwerfen, wenn sie nicht mehr zu gebrauchen sind.
Wir sollten es nicht tun und uns niemals bei alten, schwachen und kranken lebendigen, beseelten Wesen nach dem Nutzen fragen. Es mag Zeiten geben, da wir gegen Ungerechtigkeiten machtlos scheinen,
aber wir dürfen nie versäumen, dagegen zu protestieren / anzugehen. Es gibt Augenblicke, in denen es nicht auf Worte ankommt, sondern darauf, dass man einfach hingeht und etwas tut. Denn immer dann, wenn Menschen sagen, "wir dürfen nicht sentimental sein", kann man davon ausgehen, dass sie etwas sehr Grausames vorhaben. Und wenn sie hinzufügen, "wir müssen realistisch bleiben", meinen sie eigentlich, dass sie daraus Kapital schlagen werden. Doch wer sich der Natur, der Tierwelt entfremdet, dessen Herz wird hart. Mangelnder Respekt vor allem Lebendigen, tötet auch die Ehrfurcht vor dem Leben der Mitmenschen. Deshalb muss sowohl der Einfluss der Natur als auch der Tierwelt wichtiger Bestandteil jeder Erziehung und Religion sein. Die Würde der Tiere ist unantastbar! Sie zu achten und zu schützen ist (Fürsorge-) Verpflichtung aller Menschen - weltweit! Gerade Tierschützern ist bewusst, dass mit jedem unbedachten Schritt bei einem Waldspaziergang Kleinstlebewesen getötet werden. Jeder Mensch sollte sich eigentlich darüber im klaren sein, dass wir alle Teil der Natur sind.
Der menschliche (ungute) Part zeichnet sich aber bedauerlicherweise oftmals vor allem dahingehend aus, dass dieser ganz bewusst, mutwillig - aus reiner Habgier oder aus übersteigerter Profil-Neurose - Leben quält und zerstört.
Doch genau dort setzt die engagierte, ehrenamtliche Tätigkeit der Tierschützer ein: Denn Tierschutz ist allumfassend und reduziert sich eben nicht auf eine Tierart - somit sind Tierschützer gleichzeitig auch Naturschützer. Das ist unabdingbar! Des Weiteren muss der Tierschützer auch ein sozial engagierter Mensch sein, denn alles asoziale bringt zwangsläufig auch Leid für Tiere.
 
Es ist eine immens wertvolle wie sehr wichtige Aufgabe, die sehr viel Wissen und Mitgefühl voraussetzt. Denn solange (insbesondere gedankenlose, profilneurotische) Menschen unter uns denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken. Aus diesem Grund lautet mein persönliches Fazit: Wäre der Mensch wirklich Gottes Abbild, müssten alle Tiere zwangsläufig Atheisten sein - wenn alle Tiere, die völlig umsonst durch Jäger-Hand gelitten haben, im gleichen Moment schreien würden, würde eine unglaubliche Katastrophe die Welt verwüsten, und die wenigen überlebenden Menschen würden taub und im Wahnsinn umherirren.

Darum bin ich für die Rechte der Tiere genauso, wie für Menschenrechte. Denn das erst macht den ganzen Menschen aus!  MENSCH, bedenke: Sei gut zu den Menschen, zu den Pflanzen und zu den Tieren! Hetzt
weder Menschen noch Tiere, noch fügt ihnen Leid zu! Denn wo immer ein lebendiges Wesen - ob Mensch, Tier oder Pflanzen - das innere Maß des Lebens zum Ausdruck bringt, ist es maßgeblich. Jeder, der
diesbezüglich aufhört zu lernen, ist alt, mag er zwanzig oder achtzig Jahre zählen. Jeder, der weiterlernt, ist jung, mag er zwanzig oder achtzig Jahre zählen. Wahrlich ethisch ist der Mensch nur dann, wenn er seiner inneren Stimme gehorcht, allem Leben, dem er beistehen kann, zu helfen, und sich scheut, irgendetwas Lebendigem Schaden an zu tun. Er fragt nicht, inwiefern dieses oder jenes Leben als wertvoll Anteilnahme verdient, und auch nicht, ob und inwieweit es noch empfindungsfähig ist. Jedes Tier hat ein fühlendes Herz wie du, jedes Tier fühlt Freude und Schmerz wie du, jedes Tier hat einen Hang zum Streben wie du, jedes Tier hat ein Recht zu leben wie du. Was immer ein Mensch den Tieren antut, wird ihm mit gleicher Münze zurückgezahlt. Dem Tier gegenüber sind heute alle Völker mehr oder weniger Barbaren. Es ist unwahr, doch vor allem äußerst zynisch, wenn sie ihre vermeintliche hohe Kultur bzw. sog. "fachliche Kompetenz" bei jeder Gelegenheit lautstark betonen und dabei tagtäglich die scheußlichsten Grausamkeiten an Millionen von wehrlosen Geschöpfen begehen oder ignorant zulassen.

Können wir uns daher wirklich wundern, dass die sogenannten "Kulturvölker" immer mehr einem furchtbaren Weg des Abstieges entgegengehen? Tierschutz ist absolut keine Liebhaberei, sondern eine ernste, sittliche Pflicht im Interesse der Völker, der Staaten, der Humanität und Menschlichkeit - Ein Tierfreund zu sein, gehört meiner Ansicht nach daher zu den größten seelischen Reichtümern des Lebens. Was erwartet die Menschheit denn von den Religionen, den Regierungen oder der Forschung und Medizin, wenn selbige das Mitfühlen mit den Tieren gänzlich ausschließen?  MENSCH, ordne die Dinge deshalb so weise, dass der Wolf zu fressen bekommt, aber die Ziege am Leben bleibt. Ich gebe nicht viel auf die Religion eines Menschen, für dessen Tiere sie nichts gutes bedeutet. Es ist nicht genug, zu wissen, man möge es auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muss es auch tun! Denn alle Geschöpfe der Erde sind Kinder eines Vaters, einer Mutter - daher des Menschen Brüder und Schwestern. Wenn es keine Tiere mehr gäbe, würden die Menschen an großer Einsamkeit des Herzens sterben. Denn alles, was den Tieren geschieht, geschieht auch unweigerlich den Menschen. Alle Seelen sind ganz eng miteinander verbunden. Was immer der beseelten Erde widerfährt, widerfährt auch den beseelten Kindern der Erde. Die Menschheit hat doch nicht zwei Herzen - eins für die Tiere und eins für die Menschen. Denn in der Gewaltausübung gegenüber ersteren und der Gewaltausübung gegen letztere gibt es absolut keinen Unterschied!

Indem Menschen Tiere quälen und töten, bringen sie ihren eigenen Kindern bei, dass nicht jedes Leben bzw. jede Seele gleich viel wert scheint. Doch genau darin liegen die Wurzeln der psychischen Verrohung, des Unguten. Die Traumatisierung / Verwahrlosung der Kinder durch Gewalt am Tier, die sie unter dem Vorzeichen von sog. "Normalität" erfahren, hat verheerende Folgen auch für die Kinder. Ein Mensch ohne Mitgefühl ist keiner anderen Tugend fähig - nicht fähig, nach dem Sinn der Religion zu handeln - ohne Mitgefühl ist der Mensch das fürchterlichste Ungeheuer auf Erden.
Wir alle tragen Verantwortung und (Fürsorge-) Verpflichtung, dass dieser lebensverachtenden Entwicklung unverzüglich ein Ende gesetzt wird - und jeder Mensch kann, NEIN, muss sogar auf seine Weise seinen ganz persönlichen Beitrag solidarisch und loyal dazu leisten. - denn eines ist ganz sicher, nur gemeinsam und mit aller Entschiedenheit können wir dieses Ziel erreichen.

Mit freundlichen Grüßen, Heike-Ingeborg Karwatzki.

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