Dokumentation von Jagdvergehen

Dokumentation Jagdvergehen in den Landkreisen

Bad Dürkheim, Germersheim und Südliche Weinstraße

sowie

Fakten und Forderungen zur Jagd in Deutschland
 

Einleitung und Zielsetzung

Diese Ausarbeitung besteht aus zwei grundsätzlichen Komponenten.
Im ersten Teil sind Zeitungsartikel, Briefe politischer Art (Ministerpräsident, Umweltministerium, Landräte), Solidaritätserklärungen etc. gelistet, sowie Fotomaterialien von Ordnungswidrigkeiten größten Ausmaßes zusammengestellt, die wir bei unseren zahlreichen Recherchen in den Landkreisen Bad Dürkheim, Landau, Neustadt und Germersheim vorfanden und dokumentiert haben.
dokumentation_jagd01.jpgDer zweite Block enthält grundlegende Feststellungen zur Jagd und hieraus abgeleitete Forderungen für eine Novellierung des Bundesjagdgesetz.
Wir sind ein freier Kreis von Natur- und Tierschützern, die seit Jahren europaweit für große Tier- und Umweltorganisationen tätig sind, kurz Menschen, für die eine intakte Umwelt höchste Priorität hat. Wir sind – um es gleich vorab zu klären – politisch, religiös und wirtschaftlich völlig unabhängig und gehören keinem Interessennetzwerk an; wir sind nur dem Natur- und Tierschutz und – wie Albert Schweitzer sagt – der „Ehrfurcht vor dem Leben „verpflichtet.

Tiefere Beschäftigung mit dem Thema „Jagd“ führt sehr schnell auf eine politische Ebene, die in ihrer Tragweite öffentlich unbekannt ist.

So hat der „Wissenschaftliche Dienst des deutschen Bundestages“ hat im Jahr 2004 in einer Ausarbeitung über die Entstehungsgeschichte des Bundesjagdgesetzes festgestellt, dass
„das Bundesjagdgesetz in der Tat weitgehend die Grundgedanken des Reichsjagdgesetzes übernimmt. Dies gilt jedoch nur für den – in bemerkenswert unpolitischen Formulierungen gehaltenen – jagdfachlichen Teil und seine Verbindungen zu Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Naturschutz.“
Diese Feststellung allein ist ein politischer Skandal erster Güte, heißt es doch nichts anderes, als dass in der Bundesrepublik nach einem nationalsozialistischen Gesetz von Hermann Göring aus dem Jahr 1934, also heute fast 75 Jahre später, verfahren und geurteilt wird und damalige Strukturen im Bereich der Jagd weiterhin ihre Gültigkeit haben.
Jede heutige Regierung muss sich an ihrer Ernsthaftigkeit und ihrem Bekenntnis zur Demokratie messen lassen, wenn sie Verfahrensweisen eines totalitären Systems nahezu ungeändert fortschreibt und sich nicht von dieser Affinität nachdrücklich distanziert.

Der andere Skandal ergibt sich aus einem Verharren des Gesetzes in den Forst- und Naturschutzregelungen auf einem Wissensstand von vor 75 Jahren – ein blamabler Anachronismus! Unpräzise biologische Begriffe wie z.B. Steinwild statt Steinbock, unpräzise und schwammige Ausdrücke wie „Waidgerechtigkeit“ und Verwendung und Begriffe aus der „Jägersprache“ zeigen den Geist dieses Gesetzes eindeutig.

Doch nochmals zurück zu den Strukturen. Hermann Göring führte den Jagdschutz, die Kreisjägermeister, Jagdschein, Abschussplanung und die Hegeverpflichtung mit diesem Gesetz ein. Im Klartext bedeutet dies – da eine unabhängige Forstpolizei und Jagdaufsicht wie in anderen Ländern nicht existiert –, dass die totalitäre Organisationsstruktur des Gesetzes in der Verwaltung bis heute weiterlebt.
Zur Verdeutlichung: Die Jägerschaft betreibt in eigener Regie ihren Jagdschutz und soll die Einhaltung der Vorschriften zumindest partiell in Wald und Flur gewährleisten. Bei Vergehen – wie hier in nahezu 100 Fällen von uns angezeigt – müsste der gesetzeskonforme Jäger sich selber anzeigen. Tut er das, werden diese Anzeigen dann von einer Behörde bearbeitet, die wiederum mit Jägern teilweise besetzt ist, deren Leiter Jäger sein können und – fachlich beraten von einem Kreisjägermeister – seine Vergehen bearbeitet und ahndet.
Ein geschlossenes System also, über dessen Effektivität kein Wort zu verlieren ist. Leider sind derartig autonome Systeme  sattsam aus süd- und osteuropäischen Ländern bekannt und stehen nicht für schnelle und konsequente Umsetzung des Willens der Gesetzgebung und sind einer parlamentarischen Demokratie unwürdig.

Ein dritter Skandalpunkt ist die Tatsache, dass in der heutigen Gesellschaft, in welcher auf Grund der permanenten Terrorismusgefahr die Freiheitsrechte des Bürgers systematisch auf Orwell`sches Niveau minimiert werden, es eine legale Möglichkeit gibt, mit einem – im übrigen in der Wissensvermittlung äußerst fragwürdigen Blitzkurs von 2-3 Wochen – in den Besitz von Waffen zu gelangen. Eine Absurdität, eine politische Instinktlosigkeit, die sich nur aus den zuvor geschildertem Abhängigkeiten und Interessen des geschlossenen Systems erklären lässt.

Neben der geschilderten politisch untragbaren Situation ist ein erschreckender Umgang mit der immer knapper werdenden Ressource „Natur“ durch die Jägerschaft, die zu 95% aus Freizeit- und Hobbyjägern besteht, zu beobachten. Wie die Fotodokumentation eindrücklich zeigt, werden zahlreiche Tiere wahllos getötet, vor die Hochsitze als Köder geworfen, um damit weitere Tiere anzulocken und bequemer abschießen zu können. Die Fotos zeigen weiter, dass bei diesem „Naturschutzverband“ Naturschutz klein, ganz klein geschrieben wird. Hochsitze werden als Müll inkl. sämtlicher Metall- und Kunststoffteile im Wald entsorgt, obwohl gesetzliche Bestimmungen dagegen eine eindeutige Sprache sprechen; „gehegt“, d.h. gefüttert mit dem Ziel hoher Wildpopulation werden nahezu ausschließlich die Tierarten, die man vortrefflich als Wildbret anbieten kann. Auf Missstände angesprochen reagierten die Kreisjägermeister stereotyp mit der Feststellung von den vereinzelten „schwarzen Schafen“. Es sei allerdings die Frage erlaubt, wieso man sich von diesen „schwarzen Schafen“ nicht trennt? Nur Lippenbekenntnis, ist die Herde mehr schwarz als weiß?

Bedingt durch den schnellen Weg zum Jagdschein, dem fehlenden Respekt dem Tier gegenüber und dem Umstand mit einer respektablen „Jagdstrecke“ aufwarten zu können, wird eine nicht akzeptable Zahl von „Fehlschüssen“ abgegeben. Die oft nur angeschossenen Tiere verenden auf der Flucht oft elendiglich. Der Deutsche Jagdverband selbst spricht von einer Zahl von 40% der abgegebenen Schüsse, die nicht zur „waidgerechten Tötung“ des Tieres führen.

Der letzte Teil der Ausarbeitung „Fakten und Forderungen“, zeigt dann auf, dass es Gebiete in Europa gibt, die sehr wohl ohne Spass- und Hobbyjagd auskommen. Er stellt ferner die wesentlichen Forderungen zusammen, denen ein neues Gesetz sehr schnell folgen sollte. Es ist heute niemand mehr verständlich zu machen, dass in Deutschland einerseits Tiere auf der roten Liste geführt werden, andererseits Hobbyjäger die bedrohten Tierarten bejagen dürfen.
Was ist das für eine Gesetzgebung beispielsweise, die strengsten Artenschutz proklamiert,  den eigenen Bürgern aber gestattet, im Ausland hemmungslos stark gefährdete Tierarten zu erlegen? Was ist das für eine Gesetzgebung, die für diese Tötungsreisen Werbung im Inland gestattet und Straffreiheit gewährt, wenn aus „Jagdlust“ derartige Tierbestände weiter dezimiert werden? Diplomatenjagd als gesellschaftliches Ereignis – nein danke!

Eine philosophische Anmerkung jenseits des hier dargestellten Jagdthemas zum Schluss.
Der Mensch ist lediglich ein kleiner Teil am unendlich vielfältigen Busch der Lebewesen. Dieser Einordnung in das Gesamtsystem gilt es Geltung zu verschaffen und einen historisch bedingten Speziesismus zu beenden, der in der heutigen Form systematisch das Lebensrecht aller anderen Lebewesen beschneidet und in einer rein materiellen Kosten-Nutzenbetrachtung nichtmenschliches Leben ausbeutet. Es kann nur langfristiges Ziel sein – wie man Rassismus, Sklaverei und Unterdrückung der Frau überwunden hat – die Ausbeutung unserer Tierwelt zu beenden.
In diesem Sinn: pro iure animalis – für das Lebensrecht des Tiers. „Ich bin für Tierrechte ebenso wie für Menschenrechte. Das ist es, was einen vollkommenen Menschen ausmacht.“ Abraham Lincoln, US-Präsident (1809-65)
Lassen sie uns die Mahnung Gandhis, Nobelpreis 1913 (1869-1948), verinnerlichen:

„Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen,
wie sie die Tiere behandelt.“

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